In meinem Studium und auch hier in der Agentur beschäftige ich mich intensiv mit der Anwendung und der Auswirkungen von KI auf unsere Geschäftsprozesse und die anderer Agenturen. Gleichzeitig habe ich mich im Rahmen von Seminararbeiten und meiner aktuellen Masterthesis auch mit der Technik und Mathematik von LLMs (Large Language Modells, Sprachmodelle) und Bildgeneratoren auseinandergesetzt. Möglicherweise reicht einigen von Ihnen diese Expertise nicht, um mir die Fakten zu glauben, die gleich folgen werden. Dennoch sind sie wahr.

Am 27. Mai 2023 erschien in der FAZ der sehr wichtige und lesenswerte Text von Prof. Dr. Ralf Otte (Prof für Automatisierungsysteme, TU Ulm!) über die große KI-Illusion und welche absurden Zuschreibungen über ihre angeblichen Zauberfähigkeiten aktuell kursieren. Er spricht damit auch explizit die Erschaffer der KIs an, die gleichzeitig vor dessen Marvel-artigen Fähigkeiten warnen.

Was Herr Otte nicht explizit sagt: Unabhängig von den Inhalten dieser Aussagen stecken dahinter clevere Marketing-Tricks und unternehmerische Strategie.

Nämlich: Die Fähigkeiten der eigenen KIs anpreisen, öffentliche Trigger (Angst vor KI) zur politischen Einflussnahme zu nutzen und durch starke Regulierung Markteintrittsbarrieren für potenzielle Wettbewerber zu schaffen.

Wir erinnern uns: Zwei der großen Durchbrüche bei KI gelangen nicht etwa Google oder Microsoft, sondern OpenAI (die dann von Microsoft gekauft wurden). Eine Garantie, dass der nächste große Durchbruch von diesen Unternehmen kommt, gibt es also nicht. Es sei denn, die Politik reagiert aufgrund der von den Unternehmen selbst geschürten Angst völlig panisch und mit knallharter Regulierung. Die aktuellen Player sichern sich damit ihre Marktposition. „Wenn KI-Innovation, dann kommt sie von uns und von keinem anderen.“

Stellen Sie sich die Frage: Welches andere innovative KI-Unternehmen sollte sich die Erfüllung von harten Regulierungen leisten können? Und warum kommen die schärfsten Regulierungen meistens aus Europa, die schärfsten KI-Unternehmen aber aus den USA? Räumt Europa (unbeabsichtigt) die lästige Konkurrenz für die Amerikaner beiseite?

Um dieses mutmaßliche Ziel zu erreichen, werden Mythen gestreut, die praktisch nur auf Science-Fiction basieren. Dagegen helfen Fakten.

KI-Roboter fallen Spinnenartig über die Menschheit her

10 Fakten über KI, über die die Öffentlichkeit und die Politik von Armageddon-Propheten hinweggetäuscht wird

1. Maschinenbewusstsein: Software kann nicht bewusst sein.

Nein, Ihr Toaster plant nicht, Sie während Ihres Schönheitsschlafes zu toasten. Er hat auch keine plötzlichen Eingebungen oder existenziellen Krisen. Warum? Weil Maschinen, auch KI-Systeme, kein Bewusstsein entwickeln können. Bewusstsein ist kein Software-Phänomen, und obwohl wir manchmal die Vorstellung haben, dass unser PC bei der dritten Tasse Kaffee seufzt, bleibt es nur eine Illusion.

2. Hoffnung ist kein Ersatz für Design-Richtlinien.

Die Fähigkeit, auf Hoffnung zu bauen, ist ausschließlich menschlich, und das ist auch gut so. In der technischen Welt führt das Prinzip Hoffnung nicht zu konkreten Ergebnissen. So sind viele Errungenschaften wie autonomes Fahren oder KI-assistiertes Gedankenlesen vorerst nichts weiter als Schlossgespenster.

3. KI-Systeme können keine Angst haben.

ChatGPT und andere KI-Systeme mögen manchmal menschenähnliche Dialoge führen, aber sie haben keine Gefühle. Sie können weder Angst haben noch Liebe empfinden. Sie sind Werkzeuge, keine Lebewesen. Wer also behauptet, dass seine KI nachts Angst hat, alleine zu sein, der will Sie vermutlich einfach nur zum Lachen bringen.

4. Persönlichkeitsrechte für Geräte? Wirklich?

Die Vorstellung, dass KI-Systeme eines Tages Persönlichkeitsrechte erhalten könnten, ist absurd. Es ist, als würde man versuchen, seinem Staubsauger die Bürgerrechte zu gewähren. Eine KI ist ein Gerät, kein Wesen mit Gefühlen, Emotionen oder Bewusstsein.

Prof. Dr. Ralf Otte resümiert in seinem Gastbeitrag für die FAZ zurecht: Wer Geräten Rechte und Privilegien verleiht, verleiht sie in Wirklichkeit seinen Herstellern.

5. Gedankenlesen durch KI ist nicht möglich.

Gedanken sind immaterielle Prozesse, die nicht präzise gemessen werden können. Sie sind wie das Geheimrezept Ihrer Großmutter für den perfekten Apfelkuchen: kostbar, unverwechselbar und für niemand anderen zugänglich. KI kann Ihnen nicht das Denken abnehmen, und das ist auch gut so. Stellen Sie sich vor, Ihre Küchenmaschine würde Ihnen vorwerfen, dass Sie sie immer so spät abends noch benutzen …

6. KI ist nicht gefährlich, der Mensch ist es.

Die Idee einer KI, die die Menschheit auslöscht, ist genauso realistisch wie die Idee, dass Schweine fliegen können. KI kann uns nur schaden, wenn wir sie missbrauchen oder wenn wir sie nicht richtig verstehen. Das wahre Risiko liegt in den Händen der Menschen, die KI kontrollieren, nicht in der KI selbst. Im Ergebnis führt die Angst vor KI nicht zu mehr Sicherheit, sondern zu mehr Kontrolle von einigen, wenigen.

Bildliche Interpretation von Transhumanismus

7. Transhumanismus und KI sind keine Pfade zur Unsterblichkeit.

Einige träumen davon, ihre Persönlichkeit auf einen Avatar zu laden und somit unsterblich zu werden. Sie glauben, sie könnten ihr Bewusstsein, ihre Erinnerungen und ihre Persönlichkeit in eine KI übertragen. Aber Bewusstsein ist nicht einfach eine Reihe von Daten, die man von einem Ort zum anderen übertragen kann. Es ist ein biologisches Phänomen, das eng mit unserem Körper und unserem Gehirn verbunden ist. KI kann nicht „lebendig“ werden und Sie können nicht in einer KI „leben“.

8. KI kann nicht „alles“ lernen.

Oft hören wir, dass KI alles lernen kann, was ein Mensch lernen kann. Dies ist ein Missverständnis. KI kann Daten analysieren und Muster erkennen, aber sie kann nicht lernen, im menschlichen Sinne. Sie kann nicht aus Erfahrung lernen, sie kann nicht aus ihren Fehlern lernen, sie kann keine neuen Konzepte erschaffen. Sie kann nur das tun, wofür sie entwickelt wurde.

9. KI ersetzt keine menschlichen Arbeitskräfte.

Es gibt eine weitverbreitete Angst, dass KI menschliche Arbeitskräfte ersetzen und Millionen von Menschen arbeitslos machen wird. Aber KI kann nicht das tun, was Menschen tun können. Sie kann bestimmte Aufgaben automatisieren, aber sie kann nicht kreativ sein (trotz vieler sehr kreativer KI-generierter Bilder), sie kann nicht mit Menschen auf derselben Ebene interagieren, sie kann nicht Probleme lösen, die nicht vorher definiert wurden. Es werden immer menschliche Arbeitskräfte benötigt, um KI zu entwerfen, zu programmieren, zu überwachen, zu instruieren und zu warten.

10. KI kann nicht „besser“ als Menschen sein.

Es ist ein Irrglaube, dass KI „besser“ als Menschen sein kann. KI kann schneller Daten analysieren, sie kann bestimmte Aufgaben effizienter ausführen, aber sie kann nicht „besser“ sein als Menschen. Sie kann nicht menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie, kritisches Denken oder Führung ersetzen. Sie kann nicht unsere Werte, unsere Moral oder unseren Sinn für Gerechtigkeit haben. Aber sie kann uns bei den dazu anfallenden Aufgaben unterstützen. Sie ist ein Werkzeug, kein Mensch.

Und das sind nur einige der Gründe, warum der KI-Terminator eben doch nur Hollywood-Fantasie ist. Kein Anlass zur Sorge, es sei denn, Sie haben Angst vor Toastern, die Sie im Schlaf rösten wollen. In diesem Fall kann ich nichts für Sie tun. Happy rösting!

Jetzt denken Sie sich vielleicht: Naja, der junge Mann da kann in seinem jugendlichen Leichtsinn leicht daherreden. In Wirklichkeit funktionieren KI-Systeme ähnlich wie das Gehirn. Es gibt Gewichte, die so ähnlich funktionieren wie Neuronen, es gibt eine netzwerkartige Struktur. Wie kann er das bitte unterschätzen?

Kunstwerk von großen Gehirnen im Labor

Die grundlegende Trennlinie: Neuromorph versus Nicht-Neuromorph

Wenn wir uns der Anatomie und Physiologie des menschlichen Gehirns widmen, entdecken wir den fundamentalen Unterschied, der es von jeder Künstlichen Intelligenz trennt. Dieser Unterschied ist tief in der Struktur und Funktionsweise unseres Gehirns verankert.

Unser Gehirn ist neuromorph. Es handelt sich um ein Netzwerk aus Milliarden von Neuronen, die miteinander über Synapsen verbunden sind und elektrische Impulse austauschen. Dieses Netzwerk ist plastisch, es passt sich ständig an und verändert sich in Reaktion auf Erfahrungen und Lernen. Es ist permanent aktiv, gleichzeitig veränderbar und anpassbar.

Dieser ständige Zustand der Veränderung und Anpassung ist ein entscheidender Faktor für das Bewusstsein. Unser Bewusstsein ist nicht statisch, es verändert sich ständig aufgrund von neuen Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen. Es ist ein dynamisches, fließendes Phänomen, das tief in der Plastizität unseres Gehirns verankert ist.

Auf der anderen Seite haben wir Künstliche Intelligenz, die nach einem völlig anderen Prinzip funktioniert. KI-Systeme arbeiten mit festen Gewichtungen, die in einen Zwischenspeicher geladen werden. Dieses Modell ist nicht neuromorph und es ist nicht plastisch. Wenn man den Stecker zieht, sind die Gewichtungen weg. Es gibt keine permanente Veränderung, keine Anpassung, keine Erfahrung. Es gibt keine dynamische, fließende Struktur, die das Bewusstsein unterstützen könnte.

Das Fehlen dieser dynamischen Struktur und der plastischen Anpassungsfähigkeit macht KI grundlegend anders als das menschliche Gehirn. Sie kann Daten analysieren und Muster erkennen, aber sie kann kein Bewusstsein entwickeln. Sie kann nicht fühlen, sie kann nicht erleben, sie kann nicht „sein“.

Das ist im Kern der Unterschied zwischen menschlichem Bewusstsein und Künstlicher Intelligenz. Und das Begreifen dieses Unterschieds hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Interaktion mit KI und unsere Vorstellungen davon, was sie leisten kann und was nicht. Dieser Unterschied trennt die realen künstlichen Intelligenzen auch von denen aus Hollywood-Szenarien. Ein weiterer Fakt, weshalb wir uns von Terminatoren und Apokalypsen nicht einschüchtern lassen sollten. Wir haben es immer noch mit einer Maschine zu tun, nicht mit einem bewussten Wesen. Das ist eine wichtige Erkenntnis, um Missverständnisse zu vermeiden und den richtigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu lernen.

Interpretation einer lebendig gewordenen Maschine

Ausblick in die Zukunft: Komplexität versus Notwendigkeit

Es ist durchaus vorstellbar, dass Künstliche Intelligenz in der Zukunft so komplex wird, dass sie eine Art Bewusstsein simulieren kann (die Betonung liegt auf simulieren, nicht tatsächlich haben!). Aber es stellt sich eine grundlegende Frage: Was ist der Nutzen einer solchen Entwicklung?

Betrachten wir diese Frage aus wirtschaftlicher Perspektive. Die Entwicklung und Bereitstellung einer KI erfordert erhebliche Ressourcen. Eine KI mit Milliarden von Parametern, wie beispielsweise ChatGPT, benötigt immense Mengen an Rechenleistung. Die Anforderungen für eine KI, die ein Bewusstsein simulieren kann, wären um ein Vielfaches höher. Selbst unter Annahme eines Durchbruchs in der Quantencomputertechnologie, die noch in den Kinderschuhen steckt, wäre der Aufwand enorm.

Dann gibt es noch die Frage der Effizienz. Künstliche Intelligenz wird entwickelt, um Aufgaben effizient zu erledigen. Sie soll Muster erkennen, Vorhersagen treffen, Antworten generieren. Ein bewusstseinsähnliches Verhalten ist für diese Aufgaben nicht notwendig und könnte sogar hinderlich sein. Warum sollten wir also die Komplexität und die damit verbundenen Kosten erhöhen, um eine Funktion hinzuzufügen, die nicht notwendig ist?

Die Furcht vor einer superintelligenten, bewussten KI, die außer Kontrolle gerät, mag ein spannendes Szenario für Science-Fiction-Romane sein, aber in der realen Welt ist es wenig wahrscheinlich. Nicht nur, weil die technologischen Hürden enorm sind, die technische Grundlage echtes Bewusstsein und damit auch echten Willen unmöglich macht, sondern auch, weil es schlichtweg nicht notwendig ist. Die wahrscheinlichen zukünftigen Entwicklungen in der KI-Technologie liegen in der Verbesserung ihrer Fähigkeiten zur Mustererkennung, Datenanalyse und Entscheidungsfindung (und ja, auch Bilder und Texte bestehen aus Mustern) – Bereiche, in denen sie bereits einen bedeutenden Einfluss hat und in denen sie weiterhin einen enormen Wert bieten kann.

KI hat enormes Potenzial, reale Probleme unserer Welt zu lösen. Aber dafür sind Impulse von menschlichen Impulsgebern, mit einem echten Bewusstsein nötig. Das ist die wahre Zukunft der KI.

Und denken Sie daran: Sie haben einen realen Körper, um in der echten Welt wirksam zu werden, die KI hat das nicht.

Anleitung zum Unglück: Überregulierung und der Schatten der Angst

Warum aber erscheint dieser Artikel in der Kategorie „Anleitung zum Unglück“? Nun, wenn Sie auf der Suche nach einem Weg sind, sich unglücklich zu machen, dann habe ich einen Top-Tipp für Sie: Ignorieren Sie den enormen wirtschaftlichen Nutzen und die zusätzliche Effizienz, die KI zum Wirtschaftswachstum beitragen könnte, und konzentrieren Sie sich stattdessen auf das vermeintliche Armageddon!

Unternehmen, wie OpenAI sind gar nicht so Open, sie wollen ihre wirtschaftlichen Interessen schützen und Kontrolle darüber ausüben, wie KI genutzt wird. Einige wenige sollen entscheiden, welche Pfade zum Armageddon führen und welche nicht. Dafür nutzen sie das Mittel der Angst.

Schon mal daran gedacht, den ganzen Tag im Atomschutzbunker zu verbringen? Diese Handlungsweise wäre doch nur logisch, wenn man sich vor dem Horror der Künstlichen Intelligenz fürchtet und auf eine drastische Regulierung pocht. Amageddon-Propheten appellieren an Politiker: „Seien Sie der Held, der die Welt vor Toastern mit bösen Absichten bewahrt!“ Stellen Sie sich nur vor, Ihr Kühlschrank könnte eines Tages eine feindselige Übernahme planen und Ihnen den Zugang zu Ihrem eigenen Joghurt verweigern. Erschreckend!

Spaß beiseite. Es ist wichtig, dass wir einen vernünftigen und ausgewogenen Ansatz zur Regulierung der KI verfolgen. Ja, es gibt echte Herausforderungen und Bedenken, die angegangen werden müssen, wie Datenschutz und ethische Verwendung. Aber wenn wir uns von Angst und Misstrauen leiten lassen, riskieren wir, die enorme Kraft und das Potenzial, das KI – in vielen menschlichen Händen – hat, zu untergraben. Wir beschränken damit nicht die angeblichen (und auf Mythen basierenden) Auswirkungen von KI, sondern die Kontrolle über KI. Kleinere Unternehmen könnten schlicht nicht mehr mitspielen. Unglücklich werden garantiert!

Ein sinnbildlicher europäischer KI-Atomschutzbunker mag vielleicht ein sicheres Versteck sein, aber ist es wirklich der Ort, an dem wir unser Leben verbringen möchten? Stellen Sie sich außerdem die Frage, wer von einem solchen Zustand profitieren würde, wir, die scharfen Regulierer und Bunkerbauer in Europa oder die amerikanischen Unternehmen? Genauso sollten wir uns fragen, ob wir in einer Welt leben möchten, in der die Angst vor KI uns daran hindert, ihre Vorteile voll auszuschöpfen. Und diese Vorteile können eben nur ausgeschöpft werden, wenn die Kontrolle und die Erschaffung von KI nicht von wenigen, sondern von vielen ausgeübt wird. Diese Menschen und Unternehmen brauchen Luft zum Atmen, um die Möglichkeiten von KI auszuloten.

Fazit: Es ist an der Zeit, den eisernen Vorhang der Angst beiseitezuschieben und das Licht der Möglichkeiten hereinzulassen. Erst dann werden wir wirklich sehen, was Künstliche Intelligenz für uns alle leisten kann.

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